Nach dem Zwischenbericht des Untersuchungsausschusses Lügde: Kinderschutzbund in NRW fordert weitergehende Anstrengungen für den Kinderschutz

Bei den Anstrengungen für einen wirkungsvollen und nachhaltigen Kinderschutz in Nordrhein-Westfalen darf nicht nachgelassen werden. Das ist das Fazit des Kinderschutzbundes in NRW zum Zwischenbericht des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses IV (Kindesmissbrauch), der heute dem Landtag zur Kenntnis gegeben wurde.

In dem Bericht werden zentrale Schwachstellen bei der Bearbeitung von Kindeswohlgefährdungen benannt, die zum Teil auf fachliche Fehlentscheidungen, zum Teil auf individuelles Fehlverhalten, aber auch auf systematisches Versagen der zuständigen Organisationen hindeuten. Vor allem sind aber die Kinderrechte nicht gewährleistet worden. „Wenn es um mögliche Kindeswohlgefährdungen oder Hilfeplangespräche geht, müssen die betroffenen Mädchen und Jungen selbstverständlich angehört werden“, betont Prof. Dr. Gaby Flösser, Vorsitzende des Kinderschutzbundes (DKSB) in NRW. Die zuständigen Behörden hätten die Aufgabe, die Sichtweisen von Kindern und Jugendlichen zu berücksichtigen, so Flösser weiter. Das sei bei den Fällen sexualisierter Gewalt von Lügde vielfach nicht geschehen. Daher setzt sich der Kinderschutzbund in NRW dafür ein, die Beteiligungsrechte von jungen Menschen in die Landesverfassung aufzunehmen. „In diesem Zusammenhang ist es unerlässlich, dass Fachkräfte verständlich und auf Augenhöhe mit Kindern und Jugendlichen sprechen können“, sagt Renate Blum-Maurice, Mitglied des Landesvorstandes des DKSB in NRW. Der Kinderschutzbund fordert daher Fortbildungen im Bereich der Gesprächsführung für alle Fachkräfte, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten.

Darüber hinaus sei es erforderlich, die Themen Kinderschutz und Kinderrechte in der Ausbildung aller pädagogischen Berufe und lehramtsbezogenen Studiengänge stärker zu berücksichtigen. „Es wurde im Untersuchungsausschuss sehr deutlich, dass viele Fachkräfte nicht genügend qualifiziert sind, um bei Anhaltspunkten auf sexualisierte Gewalt gegen Kinder angemessen zu handeln“, so Renate Blum-Maurice weiter. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller, die sich um das Wohl von Kindern und Jugendlichen kümmern, müsse dringend gefördert werden.

Außerdem seien mehr niederschwellige Anlaufstellen für die Opfer sexualisierter Gewalt, aber auch für mögliche Täter und Täterinnen mit pädosexueller Neigung ein wichtiger und auszubauender Bestandteil der Infrastruktur. „Es gibt in NRW viel zu wenige entsprechende Beratungsstellen“, kritisiert die Landesvorsitzende Gaby Flösser.

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